Meine Geistergestalt,
gleitet durch die Gesellschaft wie durch einen unbewohnten Wald,
ich bin nicht-binär,
werde nicht gesehen, weder von der Gesellschaft,
noch von Communities, die sind quer.
In vielen Köpfen existiere ich nicht,
und anderen kann ich mich nicht zeigen, damit ich nicht auffalle,
ich kann nicht geraten in mancher Leute Sicht,
und dann stehe ich doch wieder allein in der großen leeren Halle.
Es gibt Räume, in denen ich mich bewegen kann,
in denen ich spreche und gehört werde und trotzdem unsichtbar bleibe,
und doch weiß ich, dass, irgendwann,
ich werde meine Unsichtbarkeit abgeben müssen,
auch wenn das bedeutet, dass ich an der Sichtbarkeit wegen anderen leide.
Ich möchte meine sichtbare Unsichtbarkeit nutzen,
wir gehören hierher,
ob trans,
nicht-binär,
und/oder anders queer,
auch wenn wir uns gegenseitig nicht sehen,
wir sind nicht allein und müssen uns dafür auch nicht extra verdrehen.
Ich schwebe durch die Räume,
nicht ganz klar, wie viele von uns mich noch umgeben,
aber ihr könnt meine Worte lesen und ich lese eure,
und so finden wir uns irgendwann und müssen nicht allein bei der Versammlung stehen.
Ich fühle mich verloren, weil ich meine Unsichtbarkeit nicht einfach ablegen kann,
auch wenn ich sehe, dass einige von uns durch die Räume gehen, laufen, tanzen,
ich bin unheimlich dankbar, dass ich manche von euch höre, manche lese, und manche sehe.
Manchmal ist Unsichtbarkeit einsam,
manchmal ist es eine Superheld*innen-Kraft,
es kann mich schützen,
es kann mich verletzen,
egal wie sichtbar wir sind oder nicht,
ich hoffe, dass wir zusammenhalten – alle gemeinsam.
***********
Dieses Gedicht ist im Vorfeld für einen Pride March entstanden. Es hätte die Möglichkeit gegeben, Gedichte anonym vortragen zu können, aber ich habe mich nichtmal das getraut. Es hat jetzt noch fast zwei weitere Jahre gedauert bis ich es geschafft habe, den Text so öffentlich zugänglich zu machen.
Wenn ihr mich kontaktieren möchtet, erreicht ihr mich am einfachsten per E-Mail: home@josefine-quell.de